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Ich versuche mich ab heute mal an einer neuen Artikelreihe. Thema der Rubrik „Gemeindeziege“ soll vorwiegend die hiesige Lokalausgabe der NWZ – „Der Gemeinnützige“ – sein. Ich werde hier in aller Kürze auf Artikel hinweisen, Lob und Kritik äußern sowie mich über Bemerkenswertes und Merkwürdiges wundern.

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Ich hatte hier kürzlich auf einen Artikel im Friesländer Boten hingewiesen. Darin ging es um ernst zu nehmende Hindernisse für den Bau der Küstenautobahn A22. Die Story war in sofern von neuer Qualität, als dass auch die Behörden das Hindernis „faktisches EU-Vogelschutzgebiet“  inzwischen  weitgehend anerkennen und bereits alternative Planungen vornehmen.

Inzwischen hat – auf mein Drängen?! – auch der Gemeinnützige das Thema aufgegriffen. In dem Artikel vom letzten Sonnabend wird jedoch nur über das nicht mehr ganz neue Gutachten der Naturschutzverbände und die darauf aufbauende Hoffnung der Autobahngegner berichtet. Der Nachrichtenwert für NWZ-Leser war damit eher gering. Das hatte nämlich schon im August in ihrer Zeitung gestanden.

Warum die NWZ nicht über die Position der Planungsbehörden schreibt, bleibt schleierhaft. Der Friebo hatte schließlich seine Quellen offen gelegt. Eine Überprüfung der Fakten wäre also ein Leichtes gewesen.

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Eine journalistisch überwiegend merkwürdige Rubrik im Gemeinnützigen ist das sogenannte Echo. Eigentlich eine gute Idee. Nicht immer können alle Betroffenen eines Themas für einen Artikel befragt werden. Wenn die Redaktion später wesentliche Positionen per Pressemitteilung erreichen, finden diese ihren Platz im Echo.

Allzu oft ist das Echo im Gemeinnützigen jedoch Abladestelle für großkopferte Einlassungen im Stile besserer Leserbriefe. Frei nach dem Motto: Eigentlich ist alles gesagt, nur noch nicht von jedem.

Am jüngsten Echo lässt sich sehr schön aufzeigen, was ich damit konkret meine: Am Freitag, 09. Oktober berichtete der Gemeinnützige über die anstehende Wahl des Ersten Stadtrates. Normalerweise streitet die Politik bei solchen Besetzungen darüber, wer die Position bekleiden soll. In Varel gibt es mit der SPD jedoch eine Fraktion, die in Frage stellt , ob die Stelle überhaupt besetzt werden muss. Diese ablehnende Haltung ist weithin bekannt und wurde in dem Bericht vom Freitag erneut mit zwei Sätzen gewürdigt. Natürlich kam auch die Gegenposition der anderen Fraktionen zu Sprache – mit einem Satz.

Dennoch sah sich jemand – in diesem Fall Karl-Heinz Funke – bemüßigt, die Position der SPD noch einmal zu untermauern und schaffte es schon am nächsten Tag ins Echo auf die Seite Eins des Gemeinnützigen. Darin untermauert Funke die SPD-Position, bemüht das „Das war ja noch nie da“-Mantra und wirft ein paar Zahlen in den Raum.

Dass Funke Position bezieht, ist ihm nicht vorzuwerfen. Warum er dafür soviel redaktionellen Raum bekommt, ist jedoch kaum nachvollziehbar. Die grundsätzliche Position der SPD, deren (inzwischen einfaches) Mitglied Funke ist, stand schon am Vortag im Blatt. Die genannten Zahlen stehen (ungepüft?) im Raum. Und von welcher Relevanz sie sind, ist in keiner Weise nachvollziehbar. Und wenn denn Funkes Position so wichtig ist, warum hatte sie dann nicht am Freitag Platz im ursprünglichen Artikel?