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Gestern ist die Bombe also endlich geplatzt. Die Bahn sieht den Ausbau ihrer Strecke von Oldenburg nach Wilhelmshaven offenbar viel gelassener – oder realistischer?! -, als sich das Wirtschaft und Politik vorgestellt hatten. Statt bis 2012 soll der für den in Bau befindlichen JadeWeserPort lebenswichtige zweigleisige Ausbau erst bis 2015 fertig werden.

Für den neuen Hafen ist das in etwa so, als würde man ein Kohlekraftwerk errichten, das mangels erschlossener Kohlevorkommen erst mal ein paar Jahre mit den knappen Holzvorkommen der friesischen Küstenlandschaften beheizt werden muss.

Das Geschrei (1, 2, 3) um die Verzögerung ist nun groß. Und heute schaltet sich auch der Ministerpräsident in die Debatte ein.

Was für eine Heuchelei. Jedem, der auch nur einen Funken Erfahrung mit Verkehrs- und besonders Bahnprojekten hat, muss klar gewesen sein, dass der Termin 2012 schon lange reines Wunschdenken war.

Wie soll denn bitteschön ein Verkehrsprojekt dieser Dimension – mitten durch mehrere Städte und Dörfer und durch hochsensible Naturlandschaft – in einem Jahr planfestgestellt sein? Wie sollen in dieser Frist die zu erwartenden rechtlichen Einwände abgearbeitet werden?

Und dann muss ja auch noch gebaut werden. Herrn Wulff mag das ja überraschen, aber der lokalen Politik dürfte durchaus bekannt sein, dass es einfacher ist, einen Tunnel durch die Alpen zu schlagen, als eine tragfähige Trasse durch die Jader Moormarsch zu legen. Wenn dann auch noch  – wie so oft bei der Bahn – das beauftragte Unternehmen kurz nach Baubeginn über den Jordan geht oder eine unterlegener Bieter gegen die Vergabe klagt…

Mir erscheint 2015 durchaus realistisch. Und ich wäre auch durchaus bereit, eine Kiste Jever darauf zu verwetten, dass auch dieser Termin nicht gehalten werden kann.

Dass die Trasse überhaupt gebaut werden muss und mancher glaubt, es brauche auch noch eine Autobahn, ist übrigens – genau wie der Hafen selbst – nichts weiter als die Fortsetzung der ewigen traurigen Versuche, hier im äußersten Nordwesten eine Industrieregion zu schaffen. Aber dazu vielleicht ein andermal mehr.

Nachtrag: Tiefensee und Bahn haben eine windelweiche Erklärung nachgereicht über die sich der Minsterpräsident wie ein Kind freut, während die SPD skeptisch bleibt. Auf meine Bierwette ist aber noch keiner eingegangen.