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Im heutigen Gemeinnützigen erschienen noch einmal vier Leserbriefe zur möglicherweise bevorstehenden Zeitenwende. Zwei davon wiederholen bereits die bekannten Argumente vom letzten Freitag.

Ein weiterer weist – wie ich finde zu Recht – darauf hin, dass die prekäre Haushaltssituation der Stadt wohl eher von den nun zur Abwahl stehenden Verantwortlichen, ganz sicher jedoch nicht von der möglicherweise neuen Mehrheit zu verantworten ist. Außerdem wünscht sich der Autor rege Beteiligung der Bürger an der Ratssitzung am 19. Februar.

Der vierte Leserbrief ist aus meiner Feder und wurde von der NWZ unter den Titel „Günstiger Zeitpunkt für einen Rücktritt“ gestellt. Ich zitiere mich mal selbst und würde mich über Feedback freuen:

„Seit 1972 – seit über 36 Jahren also – bestimmt Karl-Heinz Funke die Vareler Geschicke. Die Bürger achten – angesichts der Leserbriefe vom Freitag möchte man fast sagen verehren – ihn für das von ihm Erreichte. Das zeigen seine Wahlergebnisse aber auch die Stimmung auf der Straße.

Doch seit geraumer Zeit schon ist Sand im Getriebe des Systems Funke. Der Haushalt der Stadt befindet sich in bedenklicher Schieflage, ganze Ortsteile begehren gegen Vorhaben seiner Fraktion erfolgreich auf und jetzt ist ihm auch noch ein Drittel (!) seiner Fraktionskollegen abhanden gekommen. Die Abwahl aus den Ratsämtern und ein Machtverlust der SPD-Fraktion sind absehbar.

Der einzige der dieses Ende mit Schrecken erfolgreich abwenden kann, dürfte Funke selbst sein. Der Zwist in Fraktion und Partei hat sich an seiner Person entzündet, die Bindungskräfte der neuen Mehrheit beruhen in erster Linie  auf der Hoffnung, aus Funkes Schatten treten zu können.

Ein günstigerer Zeitpunkt als Ratsvorsitzender und stellvertretender Bürgermeister zurückzutreten, wird sich nicht mehr einstellen.  Ein erneutes Zusammenfinden der SPD im Rat sollte dann möglich sein. Zumindest für die nächsten drei Jahre könnte man zudem die anderen Parteien über Positionen im Ratsvorsitz und als stellvertretende Bürgermeister stärker in die Ratsarbeit einbinden. Die Wogen würden sich glätten und bis zur nächsten Wahl werden gemeinsam die drängendsten Probleme der Stadt angepackt.

Statt als abgewählter Patriarch und Zankapfel seiner Partei ginge Karl-Heinz Funke als wichtigster und erfolgreichster Politiker der letzten 50 Jahre in die Vareler Stadtgeschichte ein. Loszulassen ist schwer, das weiß jeder, der einmal ein Amt erfolgreich bekleidet hat. Trotzdem zu erkennen, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, zeugt von Weisheit.“