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Das Internet – darüber besteht unter Experten weitgehend Einigkeit – wird unsere Gesellschaft auf dramatische Weise verändern. So schreibt etwa Sascha Lobo im Spiegel,

„Ich halte die Auswirkungen [des Internets] auf die Gesellschaft und besonders auf die kommenden Generationen für so revolutionär, als wären Buchdruck, Telefon und Fernseher gleichzeitig erfunden worden.“
(Quelle: Sascha Lobo, Spiegel Online)

und stimmt damit dem Objekt seines als Replik auf FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher angelegten Textes zu, wenn dieser die „die Tragweite der digitalen Vernetzung als gigantisch einschätzt.“

Neben dieser Einigkeit in der Abschätzung der Tragweite gibt es aber natürlich wenig Übereinstimmung zwischen dem Payback-Autor Schirrmacher und dem Internet-Visionär Lobo.

Während Schirrmacher mit kulturpessimistischer Haltung auf der Bremse steht, betont Lobo vor allem die Chancen ohne die Risiken gänzlich auszublenden.

Ich muss sicher nicht betonen, wem ich zuzustimmen geneigt bin. Und dennoch kann ich jeden verstehen, der sich angesichts der anstehenden Umwälzungen um die Zukunft unserer Gesellschaft sorgt. Ich mache mir diese Sorgen – trotz aller Begeisterung über die Chancen – auch, bin jedoch überzeugt, dass die Veränderungen unabwendbar sind. Um es mit meinen Freund Wolfgang Lünenbürger zu sagen: „Das geht nicht mehr weg (und außerdem macht es nicht dick).“

Damit gibt es nur eine einzige Handlungsmaxime: Es gilt den Wandel zu begleiten und – ohne einen einzigen Gedanken an Repression – zu gestalten.

Zentraler Baustein dabei ist die Ausbildung von Medienkompetenz. Lobo fordert in seinem Text im Spiegel daher „ein Schulfach Interneterziehung“.

Mal losgelöst von der Frage, ob Interneterziehung ein Schulfach sein oder nicht besser als Querschnittskompetenz vermittelt werden sollte, stellt sich jedoch sofort die Frage, wer diese Kompetenz überhaupt vermitteln soll?

Faktisch ist es nämlich so, dass das Wissen um das Internet zwar unter Schülern aber kaum unter Lehrern verbreitet ist. (Dazu empfehle ich dringend, den Beitrag Fehlende Medienkompetenz: Wie aus Lehrern Schüler werden von Martin Weigert zu lesen.) Doch reicht dieses Wissen aus? Fehlt diesem Wissen nicht die Erfahrung?

Ich habe im privaten Umfeld wirklich viel mit Lehrern zu tun. Darunter durchaus einige mit hoher Kompetenz und dem andauernden Willen, sich zu verbessern. Doch zum Digital Resident hat es noch kein einziger geschafft.

Zudem stimmen die Berichte über die Mehrheit der Lehrerschaft alles andere als hoffnungsvoll. Bei der Frage nach der eigenen Medienkompetenz und dem was man als Medienkompetenz vermitteln könnte, steht nicht das Internet, sondern nach wie der Computer und die darauf installierte Software im Mittelpunkt. Medienkompetenz hört bei Lehrern vielfach auf den Namen Powerpoint.

Und so wurde ich denn auch kürzlich gefragt, ob ich nicht Seminare zum Thema Medienkompetenz für Lehrer anbieten wolle. Ja! Will ich. Doch bei näherem Hinsehen lautete die Aufgabe, eine Powerpoint-Schulung durchzuführen. Ich habe abgelehnt.

Auf diese Weise heute noch das Thema Medienkomptenz im Internet anzugehen, ist vergleichbar mit dem Versuch, jemandem die französische Sprache zu lehren, damit er seinen Schülern die Prinzipien der Demoktatischen Gesellschaft näherbringen kann.

Computer und die darauf installierte Software sind längst nur noch eine Folie, mit der man ins Internet kommt. Ein Folie zudem, die zunehmend von anderen Werkzeugen abgelöst wird.

Was wir dringend brauchen, sind Lehrer, die sich – auch gegen inneren Widerstand – endlich auf das Internet einlassen, wie ihre Schüler das längst tun; die Facebook einfach mal ausprobieren, um schülerVZ zu verstehen, die nicht versuchen bei Twitter das Belanglose zu finden, sondern es für sich nützlich zu gestalten und die vielleicht auch einfach mal kluge Gedanken – zu dieser Debatte?! – ins Internet schreiben.

Dabei will ich gerne helfen. Einzige Voraussetzung. Wissen, wie man einen Computer anstellt und was ein Browser ist. Und die Bereitschaft einen Google-Account, ein Facebook-Profil und einen Twitter-Nick anzulegen. Ohne Angst und – zunächst – ohne Fragen.

Nachtrag: Noch nicht genug gelesen? Hier geht’s in die Zukunft.